André Kanzock: Die ‚Geiz ist geil‘-Philosophie behindert nachhaltiges Handeln

Im Übrigen bringen wir uns seit der Geschäftsübernahme vor sechs Jahren auch bei einer Initiative gegen „Geiz ist geil“ ein. Denn eine solche Haltung ist ja das Schlimmste, was es gibt. Wenn Stiftung Warentest beispielsweise rät, eine Matratze nach sieben bis acht Jahren auszuwechseln, bedeutet dies, dass die Industrie ihre Matratzen auch nur für einen solch kurzen Zyklus entwickelt. Denn die Hersteller haben dann auch gar kein Interesse daran, dass Matratzen länger halten. In den 70er-Jahren gab es beispielsweise die Einstellung „Geiz ist geil“ noch nicht. Dementsprechend war eine Matratze noch wertiger gefertigt und konnte zwischen 15 und 20 Jahren genutzt werden. Ich biete in meinem Geschäft unter anderem Rosshaarmatratzen an, welche im Durchschnitt 50 Jahre genutzt werden können und viele positive Eigenschaften eines reinen Naturproduktes haben. Bei Matratzen aus Rosshaar schwitzt man weniger, friert weniger und es gibt wesentlich weniger Hausstaubmilben. Sie ist auch die einzige Matratze, welche man wirklich komplett waschen kann. Somit behindert die „Geiz ist geil“-Philosophie in meinen Augen das nachhaltige Handeln.

STILPUNKTE: Wie lässt sich die Wegwerf-Mentalität unserer Gesellschaft ändern?

André Kanzock: Die Fachgeschäfte, wie sie früher noch öfter existierten, haben eine äußerst wichtige Funktion. Denn es geht um eine fundierte Beratung. Ein Bett sollte im besten Fall nicht nur eventuell vorhandene Rückenprobleme lösen und einen erholsamen Schlaf ermöglichen, sondern auch so wertig gefertigt sein, dass es im Sinne der Nachhaltigkeit, durchaus zwanzig Jahre und mehr genutzt werden kann. Man gibt zwar einmal eventuell mehr Geld aus, aber wenn man die Nutzungszeit gegenrechnet, dann hat man sogar weniger ausgegeben als beim Kauf eines auf den ersten Blick günstigeren Bettes, welches nicht so lange hält. Die persönliche Beratung und die Schaffung eines Vertrauensverhältnisses mit den Kunden ermöglichen während und nach dem Kauf für diesen auch da zu sein - nicht nur nachhaltige Produkte, sondern nachhaltige Beratung und nachhaltiger Service.

STILPUNKTE: Was treibt Sie bei der Ausrichtung Ihres Sortimentes an?

André Kanzock: Mir wurde einmal von jemandem geraten, dass ich mir Firmen als Lieferanten suchen soll, welche meine Größe haben, da ich dann auch eine Größe bei ihnen bin. Des Weiteren suche ich immer nach Herstellern, welche meinen Ansprüchen gerecht werden und auch eine Exklusivität haben. In den letzten sechs Jahren ist somit ein Sortiment von Herstellern und Manufakturen entstanden, welche zum größten Teil aus Österreich stammen und welche sehr ähnliche Ansichten vertreten. Eine Kundin hat mir einmal das Kompliment gemacht, dass sie es schätzt, dass mein Geschäft nach außen hin kein Öko-Image hat, aber innen der Geist der Nachhaltigkeit gelebt wird.