Dr. Nasim Farshi: Vaginale Verjüngung für mehr Lebensqualität

STILPUNKTE: Mit welchen Beschwerden kommen die Patientinnen zu Ihnen in die Praxis?

Dr. Nasim Farshi: Viele meiner Patientinnen kommen kurz nach einer Entbindung zu mir. Einige leiden an einer Wochenbettdepression, sind unzufrieden mit sich und wollen sich wieder wohlfühlen. Andere haben schon mehrere Geburten hinter sich oder sind in der Prämenopause oder Menopause. Sie leiden unter vaginaler Trockenheit und Juckreiz. Aufgrund einer Atrophie (Verkleinerung von Gewebe, die mit einer Verminderung der Funktion einhergeht, Anm. der Red.) haben sie wiederkehrende Harnwegsinfekte, Inkontinenz oder ein verringertes Empfinden im Intimbereich.

STILPUNKTE: Mit welchen Methoden wollen Sie Ihren Patientinnen helfen?

Dr. Nasim Farshi: Mit Radiofrequenz habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, vor allem in der Verringerung von vaginaler Weite nach Geburten, aber auch bei Inkontinenz. Die Behandlung ist minimalinvasiv und risikoarm, die Patientinnen sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass sie komplett schmerzfrei ist. Das Gerät erinnert an das vaginal eingeführte Ultraschallgerät bei der Gynäkologin und wird auf 38 bis 39 Grad Celsius erwärmt. Das merkt die Patientin nicht, da die Wärmerezeptoren in der Vagina erst ab 40 Grad reagieren. Die Behandlung mit Radiofrequenz aktiviert Fibroblasten, so dass Kollagen und Elastan gebildet werden und sich das Gewebe strafft. Diese Methode hat sich auch bei der Behandlung von leichter Gebärmuttersenkung 1. und 2. Grades bewährt. Neben der Radiofrequenz biete ich Skin Booster Behandlungen an. Die gibt es auch für das Gesicht und funktioniert ebenso im Intimbereich. Dabei wird unvernetztes Hyaluron in die Schamlippen und Vagina injiziert, was die Durchfeuchtung der Haut fördert und somit eine gute Lösung bei Juckreiz und Trockenheit ist.

STILPUNKTE: Gibt es eine Patientin, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Dr. Nasim Farshi: Ich erinnere mich gut an eine Patientin, die 2018 eine traumatische Geburt hatte. Eine Folge davon war Harninkontinenz. Sie musste einmal pro Stunde zur Toilette gehen und war in ihrem Alltag dadurch sehr eingeschränkt. Ich half ihr mit Radiofrequenz. Ich empfahl ihr vier Sitzungen innerhalb von zwei Wochen. Nach den ersten zwei Sitzungen spürte sie kaum Veränderung, aber ab der dritten Anwendung besserten sich ihre Beschwerden kontinuierlich um insgesamt 30 bis 40 Prozent. Sie musste nun nicht mehr jede Stunde zur Toilette. Sechs Monate nach der letzten Radiofrequenzbehandlung führten wir eine zweite Behandlungsreihe durch, wieder mit vier Einheiten. Dieses Mal berichtete sie von einer Verbesserung um 60 Prozent. Eine 100-prozentige Verbesserung wäre chirurgisch möglich, allerdings gäbe es dann Risiken wie Infektionen, Blutungen oder Narbenbildung.

STILPUNKTE: Wie sehen Ihre Pläne für die nächste Zukunft aus?

Dr. Nasim Farshi: Ich möchte mein Angebot ausbauen. Viele Frauen haben stark ausgeprägte Schamlippen und deswegen zum Beispiel Schmerzen beim Sport. Auch hier kann Radiofrequenz helfen. Durch die Wärme wird die Schamlippe verkleinert, da sich ab 45 Grad Celsius Fettgewebe abbaut. Ich habe gerade die erste Fortbildung dazu in Bologna abgeschlossen, Ende des Jahres folgt dann der zweite Teil. 2026 möchte ich die Behandlung dann in meiner Praxis anbieten.