David Baltus: Wachsen, werden und vergehen – das Leben als Kreis begreifen und den Abschluss als würdiges Fest gestalten. Individuell und selbstbestimmt, versteht sich!
Abschiede sind oftmals schmerzhaft und nicht frei von Trauer – ob wir nun eine lange Reise antreten, weit wegziehen oder die Welten wechseln. Das betrifft die, die gehen, und auch diejenigen, die bleiben. Davor ist niemand gefeit. Was jedoch bleibt, das sind Erinnerungen, und am besten die schönen und bereichernden oder auch tröstenden. Und darauf haben wir entscheidenden Einfluss. Allerdings lässt sich dies nur bewerkstelligen, wenn wir beizeiten den finalen Abschied planen. Ein Fest, ob groß oder klein, dezent und ganz leise oder alles überstrahlend, auf jeden Fall individuell – als Würdigung und Schlusspunkt für unser Leben.
STILPUNKTE: Nicht allein die Einhaltung vieler Vorschriften und Gesetze, sondern Respekt vor den Verstorbenen, Seriosität, Vertrauen und Empathie machen einen guten Bestatter aus – wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
David Baltus: Leben und Tod sind untrennbar miteinander verbunden. Ab dem ersten Atemzug ist das, was vor uns liegt, zwar unser Lebensweg, aber dieser führt unweigerlich auf den finalen Abschied zu. Geprägt durch vielfältige existenzielle Erfahrungen, und zusätzlich sensibilisiert durch meine frühere langjährige Tätigkeit als Rettungssanitäter und als Notfallseelsorger, habe ich mich nach einer Umorientierung letztendlich für meinen jetzigen Beruf als Bestatter entschieden. Der Sprung vom bisher Erlebten, vom Leben retten zum heutigen Bestatten, war gar nicht so weit. Eher sehr realistisch. All diejenigen, denen wir nicht mehr helfen konnten, verhelfen wir jetzt zu einem würdigen Abgang.
Die Trauer und der Schmerz der Hinterbliebenen sind groß, das können wir nicht nehmen, aber mildern. Durch unsere seriöse und einfühlsame Begleitung nehmen wir in dieser Phase so manche Last und Sorge ab, damit Sie sich in dieser Zeit des Abschieds um für Sie Wichtigeres kümmern können.
Noch besser, schöner und wünschenswerter wäre es natürlich, wenn Sie sich bereits zu Lebzeiten Gedanken über die letzte große Feier machen, damit wir diese in Ihrem Sinne ausrichten und gestalten können. Nicht nur dass damit Ihre Angehörigen entlastet werden, sondern vor allem Sie den Ihnen angemessenen und würdigen Abschied für Ihre Zeit auf Erden bekommen.
STILPUNKTE: Mit einem Bestatter hat man nicht unbedingt jeden Tag zu tun – viele Ängste oder auch Unwissenheit sind bei diesem sensiblen Thema meist an der Tagesordnung. Wie erleben Sie den gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod?
David Baltus: Als ein zu Unrecht immer noch bei Vielen stark verdrängtes Thema, dem man nur ungern seine Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Mit das Schlimmste dabei ist jedoch, wenn es um die Gestaltung des eigenen Abschiedes oder an die Bestattung lieber Angehöriger geht, nicht unbedingt der Verstorbene im Mittelpunkt steht, sondern dass man sich alt tradierten Normen beugt. Dieses ‚man‘ hat sehr viel Gewicht – „weil man das schon immer so macht“ und auch das Vergleichen, Messen und Bewerten hört nicht auf. Nicht eigene Wünsche, persönliche Vorstellungen oder gar Vorlieben begleiten die Ausgestaltung eines würdigen und ehrenvollen Abschiedes.
Viel zu oft steckt noch in den Köpfen fest, „was wohl die anderen, die Nachbarn oder gar die Verwandtschaft dazu sagen könnte“.
Gerade bei dieser so unerlässlich wichtigen Abschiedsfeier sollten solche Ängste und Sorgen aufhören. Nicht die Meinung irgendwelcher Anderer zählt, sondern das einzig und allein Ausschlaggebende ist hier das eigene Leben in seiner ganzen Fülle und mit allen Facetten, das nun verabschiedet und gewürdigt wird, bevor es auf die letzte große Reise geht.
STILPUNKTE: I did it my way, heißt es bei Frank Sinatra, ein Song, den sich viele zur letzten Begleitung wünschen, der aber auch sehr gut Ihre Vorgehensweise beschreibt …
David Baltus: Stimmt, für unser Bestattungshaus Der bunte Tod habe ich einen ganz anderen Ansatz gewählt. Schon allein die Namensgebung spricht für sich. Der Tod kommt nicht immer auf leisen Sohlen, düster und farblos in Schwarz.
Dieser ist genauso vielfältig, wie das Leben facettenreich ist. Natürlich gibt es Vorgaben, an die wir uns zu halten haben, aber unabhängig davon machen wir alles möglich, was Ihnen in den Sinn kommt. Der bunte Tod steht für Individualität und Menschlichkeit, im Leben und im Sterben. Wir gestalten mit Ideenreichtum und Kreativität die letzte große Feier Ihres Lebens. Immer würdig und respektvoll, und immer völlig individuell und einzigartig. Genau so, wie Sie auch gelebt haben. Dieser Abschied ist in aller Trauer ein Vermächtnis und eine Erinnerung für die, die zurückbleiben.
David Baltus
Inhaber Bestattungshaus der bunte TodKurzbeschreibung über David Baltus
Ich heiße David Baltus und begleite Menschen im Abschied – aus Überzeugung. 19 Jahre Rettungsdienst haben mir gezeigt, wie schwer Einsamkeit wiegt. Heute schenke ich Zeit, Raum und Würde in der Stille danach: mit Notfallseelsorge und Gesprächen mit Angehörigen, wenn Worte fehlen, Fragen drängen und der Abschied ansteht. Mein tiefstes Bedürfnis ist es, Menschen Zeit, Raum und Würde zu geben.
Vielen Dank für Ihren Kommentar
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