Die Geschichte der Familie Rothschild begann mit dem Frankfurter Bankier Meyer Amschel Rothschild (1744-1812), der seine Söhne in fünf europäische Großstädte sandte, damit sie dort ihr Glück machen sollten. Dabei wurde die Familie Rothschild weniger durch ihre Bankgeschäfte bekannt, sondern vor allem durch das Keltern von Weinen, so dass der Name „Rothschild“ rasch zum Synonym für „große“ Weine wurde.
Nathans Sohn, Nathaniel (1812-1870) war es, der das Schloss im Pauillac erwarb, das schon bald höchstes Ansehen erlangen sollte. Obwohl aus dem „Londoner Zweig“ stammend, hatte Nathaniel sich 1850 in Paris niedergelassen und drei Jahre später Château Brane Mouton gekauft, das er in Château Mouton Rothschild umbenannte. Schon sehr bald wurde der Schlosswein von der gesamten Fachwelt als einer der besten Weine der Region anerkannt. Keine 70 Jahre und drei Generationen später, übernahm im Jahr 1922 der zu dieser Zeit knapp 20-jährige Baron Philippe de Rothschild die Leitung des Weingutes. Mit seiner Entschlossenheit und Intelligenz, seiner Kreativität und Kunstsinnigkeit hat er den Ruf Château Moutons nachhaltig geprägt.
Im Jahr 1930 kreierte Philippe de Rothschild den „Cuvée Mouton Cadet“. Der Wein war ursprünglich als Zweitwein von Château Mouton Rothschild konzipiert und der Baron, der selbst der Jüngste von drei Geschwistern war, nannte ihn „Cadet – der Jüngste“. Baron Philippe de Rothschild war ein smarter Abenteurer, ein begeisterter Entdecker neuer Welten und vor allem ein Avantgardist. Kreativ und nicht selten eine Spur verwegen schuf er mit Mouton Cadet den weltweit meistverkauften Premiumwein, der heute in 150 Ländern zu Hause ist und zum ersten Markenwein des Bordeaux wurde.
Ein Marketing-Coup gelang dem Kunstliebhaber, als er im Jahr 1945 begann, seine Château-Mouton-Weine mit individuellen Künstleretiketten auszustatten. Meister wie Chagall, Miró, Kandinsky, Picasso, Matisse, Bacon, Hartung, Warhol, Haring, Niki de Saint Phalle und Baselitz entwarfen die Etiketten für den großen Château-Wein und gaben ihm damit bis zum heutigen Tag sein unverwechselbares Gesicht.
Text: Claudia Wingens / Foto: Mouton Cadet